Es war eine altersmässig gemischte Gruppe, die sich an diesem grauen Tag im Hotel Holiday Inn in Zürich eingefunden hatte. Das Thema Industrie 4.0 war ein Magnet, schien aber besonders Männer zu begeistern. Die Referate waren interessant, die Stimmung durchwegs positiv. Und wie bei allen Veranstaltungen des Internet-Briefings war dieser Anlass auch eine ideale Plattform für den direkten Austausch und das Networking.

Industrie 4.0 ist ein hochaktuelles Thema, welches viele Menschen beschäftigt. Es ist aber auch ein Gummibegriff, unter dem jeder etwas anderes versteht. Deshalb hat die ERFA-Gruppe Internet-Briefing von Reto Hartinger zusammen mit der Plattform topsoft eine Konferenz organisiert und dazu spannende Referenten geladen. Es war ein relativ kleine, aber interessierte Gruppe von Teilnehmenden, die sich im Sitzungsraum in Zürich eingefunden hatten.

 

Den Referenten gelang es dabei, mit ihren Ausführungen das Publikum zu fesseln. Interessant war zum Beispiel der Vortrag von Ralf Günther zum Thema «Industrial Internet of Things». Er konnte plausibel aufzeigen, wo genau der Mehrwert für die Unternehmen liegt, sich mit dieser Technologie auseinanderzusetzen. Denn es gehe beim «Internet der Dinge» eben nicht um Dinge, sondern um Daten.

Dr. Jürg Meierhofer von der ZHAW und der Swiss Alliance for Data-Intensive Services vertrat zum Beispiel die These, dass es eigentlich nur Service auf der Welt gebe und damit gar keine Waren. Ein Stuhl diene zum Sitzen, die Flasche dafür, ein Getränk bereit zu halten. Und selbst in einer Tablette stecke das gesamte Know-how von Forschung und Entwicklung. Er plädiert dafür, dass man vermehrt in «gains» und «pains» des Kunden denkt und sich so auf eine emotionale Ebene einlässt. Was ist das Problem des Kunden und wie können wir mit angepasstem Service diese Probleme für ihn lösen?

Aufhören, immer neue Dinge anzufangen

Auf besonders grosses Interesse stiess danach Reto Blum von der Neuen Aargauer Bank, der den Teilnehmern das Thema KANBAN näherbrachte. Mit dieser Methodik werden Leerläufe eliminiert und die Arbeitsprozesse gestrafft. Das Ziel ist, mehr fertig zu machen als immer wieder was Neues zu starten. Auch wenn das Thema weniger mit Industrie 4.0 zu tun hat, passte es gut in das auf die Zukunft ausgerichtete Klima.

Die angekündigte Diskussion über die neuen Zusammenarbeitsformen war dann auch sehr intensiv und führte zu angeregten Gesprächen. Diese gingen bis zur Mittagspause, welche allerdings erst um 13.20 Uhr angesetzt war, was vernehmlich da und dort zu Magenknurren führte.

Doch gestärkt machten sich danach die Teilnehmenden wieder auf, den weiteren Vorträgen zu folgen. So sorgte Marc Stampfli von Nvidia mit dem Ruf «Hilfe, die intelligenten Roboter kommen» gleich für die volle Aufmerksamkeit der Zuhörerinnen und Zuhörer. Er erklärte, wie künstliche neuronale Netzwerke funktionierten und dass diese mittels Deeplearning immer «intelligenter» würden.

Für die Zukunft dürfte besonders die «AI at the Edge» interessant werden, also diejenige künstliche Intelligenz, mit der wir direkten Kontakt haben: Selbstfahrende Autos, Kameras, die Autonummern oder Gesichter erkennen können oder auch AI, welche alleine vom Motorengeräusch eines Autos den drohenden Defekt erkennen kann.

Freie Diskussion als Erfolgsrezept

Nach praktisch jedem Referat liess Reto Hartinger die Teilnehmenden frei diskutieren, ein wichtiger Bestandteil aller vom Internet-Briefing organisierter Anlässe. Es kam zum interessanten und bestimmt auch fruchtbaren Austausch zwischen den Teilnehmenden.

Zum Thema «Was fehlt noch zur vernetzten Fabrik» erläuterte Alexis Wiasmitinow, wie er Industrie 4.0 definiert: Er sieht Open-Source-Software, die Industrie-Automation sowie eine aktive Community als die drei Pfeiler von Industrie 4.0. Denn in vielen Fällen sind noch immer Insellösungen im Betrieb, welche die Entwicklung der Unternehmen hemmen. Aber nur wenn alle Systeme und Teams interdisziplinär zusammenarbeiten, kommt es zur benötigten Prozesseffizienz, welche zu einer besseren Zufriedenheit bei den Mitarbeitenden und damit auch bei den Kunden führt.

Als letzter Redner informierte Stefan Weber vom Modum darüber, wie die Blockchain-Technologie für die Supply Chain eingesetzt werden kann. Als Beispiel diente die Logistik eines Pharmaunternehmens, wo es enorm auf die Einhaltung der richtigen Temperatur über die ganze Transportkette ankommt. Dies wird mittels einem der Pakete beigelegten Messgerät erfüllt, welches laufend die Daten in einer Blockchain ablegt, so dass diese nicht mehr manipuliert werden können. So kann die Medikamentensicherheit stets gewährleistet werden.

Nach dem letzten Vortrag blieben viele noch sitzen, um über den Tag zu diskutieren und bestimmt auch die eine oder andere Visitenkarte auszutauschen. Die Konferenz war auf jeden Fall gefüllt mit viel frischem Know-how, aber auch vielen Möglichkeiten für fruchtbares Networking und spannenden Erfahrungsaustausch.

Alain Zanolari

Alain Zanolari ist Redaktor, Texter und Content Manager mit Erfahrung als IT-Supporter. Seine Tätigkeiten bei der Business Software Plattform topsoft umfassen das Schreiben von Artikeln für Print und Online, Betreuung der Social Media-Kanäle sowie diverse Aufgaben im Sales.