Microsoft stellt mit SharePoint im Bereich Intranet nach wie vor den De-facto-Standard. Seit der Version 2007 sind aber auch die Enterprise-2.0-Funktionalitäten stetig angewachsen und verbessert worden. Zusammen mit neuen Produkten wie Office 365 und strategischen Akquisitionen wie z.B. dem Enterprise Social Network Yammer ermöglicht es SharePoint 2013 heute dank dem markanten Ausbau der Social-Features und des Collaboration-Teils, bedienungsfreundliche und unternehmensgerechte Enterprise-2.0-Umgebungen bereit zu stellen.
Microsoft verfolgt damit die eigene Vision von Enterprise 2.0, die das Unternehmen aus Redmond «Enterprise Social» getauft hat.
Wer die Vorteile von Enterprise 2.0 im Unternehmensumfeld nutzen möchte, dem stehen mittlerweile unzählige Produkte zur Verfügung. Hat man aber bereits in eine einheitliche Lösung wie SharePoint für das eigene Intranet investiert, will man nicht unbedingt die konsolidierte Applikationslandschaft durch das Hinzufügen von Insellösungen wieder auflösen. Was nützt zum Beipsiel ein Wiki, wenn dessen Inhalte nicht über die Suchfunktion des Intranets gefunden werden können? Bereits mit SharePoint 2010 legte Microsoft den Grundstein für echte Enterprise-2.0-Umgebungen. Mit SharePoint 2013 stehen Unternehmen nun eine Vielzahl von Social- und Collaboration-Features zur Verfügung, die sich bestens in die bestehende SharePoint-Landschaft integrieren lassen.
“Enterprise Social” gibt die Roadmap vor
„Enterprise Social“ nutzt Software-Tools für Informationsaustausch sowie für die Koordination von Projekten und Teams. Damit sollen räumliche und zeitliche Grenzen überwunden werden. „Enterprise Social“ wird so zum Schlüssel für erfolgreiche, abteilungs- und standortübergreifende Zusammenarbeit im Unternehmen. Gleichzeitig entwickelt sich auch eine ganz neue Unternehmenskultur: „Enterprise Social“ soll zur Modernisierung der Unternehmenskultur beitragen undvon starren Kommunikationsabläufen weg hin zu einem offenen Meinungsaustausch führen.
Der Fokus bei der Weiterentwicklung von Microsoft SharePoint liegt auf dem Ausbau der Funktionalität in den Bereichen der mobilen Zusammenarbeit, Cloud und dem schnell wachsenden Markt der Collaboration. Auch an der Basis von SharePoint hat Microsoft Änderungen vorgenommen, mit dem Resultat verbesserter Skalierbarkeit und Performance auf Grund einer neuen Cloud-Architektur. Das Web Content Management wurde ausgebaut und vereinfacht nun Cross-Site-Publishing. Darüber hinaus ermöglichen zusätzliche Compliance-Management-Funktionalitäten den Unternehmen eine bessere Kontrolle über die Verteilung von Dokumenten über SharePoint, Exchange und dem Messaging-Dienst Lync hinweg. Zudem wurde die Suchfunktion massiv verbessert, die nun nahezu komplett integriert ist, was neue Möglichkeiten bei der Navigation und im Web Publishing eröffnet.

Das Social Enterprise und seine Tools (Quelle: Open System Network/Microsoft): Die persönliche Seite MySite, Blogs und Wikis gehören seit 2007 zum Funktionsumfang von SharePoint. In der Version 2010 kamen dann weitere Funktionen wie Networking-Features («Freundesfunktion») und ein Social Newsfeed wie bei Facebook oder Twitter sowie weitere soziale Elemente wie Tagwolken und eigentliche Enterprise Wikis hinzu. Die aktuellen Erweiterungen von SharePoint 2013 ermöglichen heute eine umfassende Enterprise-2.0-Strategie.
Microsoft Yammer Enterprise
In den Datenbanken der meisten Unternehmen schlummern unzählige Daten über deren Kunden. Wenn wir uns vor Augen führen, was alleine die unzähligen Loyality-Programme an Daten generieren, dann wird schnell klar, dass wir es hier ebenfalls mit einem Big-Data-Problem zu tun haben. Hier kommt nun eine der Teildisziplinen des CRM zum Zuge, das analytische CRM. Dabei werden die zusammengeführten Kunden- und Transaktionsdaten – also jene Daten, die beim operativen CRM anfallen – ausgewertet (Data Mining, BI), um eine möglichst umfassende Sicht auf Kunden und Zielgruppen zu gewinnen. So können beispielsweise Abwanderungstendenzen und Betrugstatbestände, aber auch neue Zielgruppenmerkmale aus den Daten abgelesen werden.
Weitere Vorteile, die sich daraus ziehen lassen, sind die Optimierung der Neukundengewinnung durch die Segmentierung der bestehenden Interessenten, die Verringerung der Akquisitionskosten durch eine bessere Auswahl und Ansprache der Zielgruppen oder – im Rahmen der Optimierung der Bestandskunden – eine Ertragssteigerungen durch die Nutzung von Cross- oder Up-Selling-Möglichkeiten. Zudem kann die Anzahl der Abwanderungen durch die rechtzeitige Identifikation von Risikogruppen und die Einleitung entsprechender Gegenmassnahmen gering gehalten werden. Besonders interessant ist, dass dies durch geeignete Systeme sowohl im E-Commerce wie auch am physischen Point-of-Sale sogar in Echtzeit geschehen kann.
Social Media als Ausgangspunkt für eine Big-Data-Strategie
Die Vision „Enterprise Social“ unterstreicht Microsoft zum Beispiel durch die Vereinfachung seines Angebots- und Preismodells für Yammer. In Microsoft Yammer Enterprise werden die verschiedenen bezahlten Services in einem Angebot zusammengefasst. Auch eine engere Verknüpfung mit Microsoft SharePoint Online und Office 365 Enterprise ist möglich. Zu den wichtigsten Erweiterungen von SharePoint 2013 gehört dabei beispielsweise die neue Drag-and-Drop-Funktionalität. Damit können Dokumente schneller in und aus SharePoint überführt werden. Neu ist auch, dass sich Aufgaben über Outlook, Project und SharePoint hinweg konsolidieren lassen.
Jared Spataro, Senior Director Microsoft Office Division, hat auf der Dynamics Konferenz Convergence 2013 die dazugehörige, dreistufige Roadmap für die Integration von Yammer vorgestellt [1]:
- Basic Integration (Sommer 2013): Office 365 Kunden können den SharePoint Newsfeed durch Yammer ersetzen, einfach durch Austausch des Links in der Navigationsleiste. Hinzu kommt eine Yammer-App im SharePoint-Markplatz, mit dem der Gruppen-Newsfeed in eine Site eingebunden werden kann. Der SharePoint Newsfeed wird zwar der Standard in Office 365 bleiben, aber die Yammer-Variante ist ein erster Schritt in die Richtung der vollständigen Integration von Yammer.
- Deeper Integration (Herbst 2013): Office 365 und Yammer werden über Single-Sign-On (SSO) und einheitliche Navigation weiter zusammengeführt. Yammer wird als Standardlink in der Office 365 Navigationsleiste neben Outlook, Skydrive Pro (der Dokumentenablage in der Cloud, ähnlich Dropbox), Websites usw. integriert und über die Office Web Apps werden gemeinsames Arbeiten an Word-, Excel- und Powerpoint-Dokumenten in Yammer möglich.
- Connected Experience (2014): Office 365 wird in einem 90-Tage-Rhythmus um weitere Funktionen ergänzt werden, um als Ziel den Anwendern eine einheitliche Plattform für Social, Collaboration, E-Mail, Messaging, Sprache, Video und Line-of-Business-Anwendungen (LOB) zu bieten.
Die Integration läuft also in der Cloud, genauer auf Office 365. Dort werden die neuen Funktionen zuerst zur Verfügung stehen. Damit bleiben natürlich alle Nutzer der klassischen On-Premise-Installation bis auf Weiteres aussen vor. Wer also nicht in die Cloud migrieren kann oder darf, für den bleibt der Standard-Newsfeed von SharePoint die erste – und einzige – Wahl.
Dass eine tiefe Integration funktionieren kann, belegt übrigens die mächtige integrierte Suche. 2008 hatte Microsoft dazu Fast Search gekauft und deren Technologie sukzessive in SharePoint integriert, so dass es in SharePoint 2013 jetzt möglich ist, schneller genau die Informationen zu finden, die der Anwender sucht und gegebenenfalls Empfehlungen zu geben, zusätzlich relevante Kollegen oder Dokumente zu nutzen.
Fazit: Der Kontrollverlust könnte etwas ausgeglichen werden
Gelingt die Integration und SharePoint setzt sich auch im Enterprise-2.0-Umfeld durch, dann haben Unternehmen endlich eine Plattform, die sich anders als die Produkte der Konkurrenz wie etwa IBM Connections nahtlos in die bestehende Landschaft einfügen und können so einen Teil des Kontrollverlusts wieder wettmachen, den sie aktuell erleiden. Laut einer kürzlich publizierten Studie [2] ist es nämlich so, dass Chefs wie Mitarbeiter für Austausch und Zusammenarbeit derzeit viel eher zu Consumer-Tools wie Facebook oder Twitter greifen als zu SharePoint und Co.
Quellen:
[1] http://blogs.office.com/b/sharepoint/archive/2013/03/19/yammer-and-sharepoint-enterprise-social-roadmap-update.aspx
[2] http://www.cio.de/facebook/2928959/
Autor:
Michael Gisiger ist Blogger, Berater und Trainer für Enterprise 2.0, Social Media und Online-Marketing. Seit 2006 publiziert er regelmässig Fachbeiträge in Online- und Printmedien, berät kleine und grosse Unternehmen und tritt als Redner und Dozent auf. Zu seinen Schwerpunkten gehören u.a. Collaboration und Social CRM, aber auch Social Media und Social Business allgemein. Auf wortgefecht.net bloggt er zu diesen Themen. Nach dem Studium in St. Gallen und Bern war er u.a. in der Versicherungs- und in der IT-Branche als Marketer tätig. Twitter: https://twitter.com/wortgefecht