Das Metaverse – mehr Mensch oder mehr Konsum?

10.10.2022
1 Min.
Kolumne von Cornelia Diethelm – Wenn es nach den grossen Tech-Konzernen geht, verbringen wir in Zukunft einen Grossteil unserer Zeit in einer virtuellen Parallelwelt. Macht das unser Leben besser?
 
Es kann durchaus eine Chance sein, wenn wir uns in einem «begehbaren Internet» treffen können. So werden abstrakte Themen mit allen Sinnen erlebbar – von der Arbeit über den Einkauf bis hin zu Freizeit, Bildung und Kultur. Die Möglichkeiten sind vielfältig und sie werden unsere sozialen und emotionalen Bedürfnisse im Laufe der Zeit verändern. 
 
Spannend finde ich einen Gedanken von Philip Rosedale, dem Gründer von Second Life. Ob uns das Metaverse zufriedener und glücklicher macht, hängt für ihn davon ab, ob wir insgesamt mehr Zeit mit real existierenden Menschen verbringen – online oder offline. Oder ob wir uns in eine virtuelle Welt flüchten und physische Aktivitäten vernachlässigen. Denn Menschen könnten verführt werden, ihre Zeit nur noch mit Fake-People zu verbringen, die genau das tun, was sie möchten – basierend auf ihrer Datenspur. 
 
 
 
 
Bei der Datensammlung spielen Virtual-Reality-Brillen eine zentrale Rolle. Sie ermöglichen es, mit dem virtuellen Raum und anderen Personen zu interagieren. Dabei werden über Mikrofon, Kamera und Sensoren laufend Daten über das Verhalten der Nutzenden und über deren physische Umwelt generiert. Die Menge bzw. die Aussagekraft dieser Daten ist gewaltig! 
 
Dies wirft ethische Fragen auf und offenbart problematische Aspekte hinsichtlich der Privatsphäre. Zum Beispiel haben die Nutzerinnen und Nutzer wenig Einfluss darauf, wie und zu welchen Zwecken ihre Daten von den Anbietern von VR-Produkten verwendet werden. Bereits heute basieren viele Geschäftsmodelle auf der Datenerfassung jedes Klicks und jeder Lektüre, um detaillierte Kundenprofile zu erstellen. Doch im Metaverse fallen besonders viele und sensible Daten an. 
 
Nur wenn Unternehmen ihr Angebot im Metaverse verantwortungsvoll gestalten, hat es das Potenzial, dass sich unsere Online- und Offline-Leben auf eine gesunde Weise ergänzen. Im Moment plant die EU keine spezifische Regulierung, doch dies kann sich schnell ändern, wenn datenhungrige Unternehmen einseitige kommerzielle Interessen über die Bedürfnisse der Menschen stellen.  
 
 
Cornelia Diethelm, Gründerin des Centre for Digital Responsibility (CDR), einem Think Tank für Digitale Ethik. Für das renommierte Marktforschungsinstitut Gartner gehört Digitale Ethik zu den Top-Themen von strategischer Bedeutung für Unternehmen. Cornelia Diethelm macht diesen Megatrend in ihrer Kolumne erlebbar, indem sie aktuelle Aspekte der Digitalen Ethik beleuchtet.
 
Lesetipp: Weitere Beiträge zum Thema "Digitale Ethik".
 
Symbolbild: DIgilife / AdobeStock
 
 

Der Beitrag erschien im topsoft Fachmagazin 22-3

 

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