Ingenieurinnen früher und heute

18.07.2019
3 Min.

Seit einem Vierteljahrhundert bringt SVIN, die schweizerische Vereinigung der Ingenieurinnen, die Frauen in Naturwissenschaft und Technik zusammen und motiviert junge Frauen, Ingenieurinnen- und MINT-Berufe zu ergreifen.

 

Gabriela López Magaña Wirtschaftsinformatikerin

Warum haben Sie dieses Studium ­gewählt?

Bei der Wahl zwischen Ökonomie, Soziolo­gie und Ingenieurwesen hat sicherlich auch der Arbeitsmarkt eine ­Rolle gespielt, aber haupt­sächlich hat mich das Ingenieurwesen am ­meisten interessiert. Mein Vater war ­Ingenieur und ich liebte es, mit ihm Fabriken oder Laboratorien zu besuchen. Als ich 10 Jahre alt war, beschloss ich, Ingenieurin zu werden und auf der ganzen Welt Projekte zu realisieren.

Wie haben Sie den Start ins Berufsleben erlebt?

Schwer. Als Berufsanfängerin einen Job zu finden, war nicht einfach. Nach zwei Jahren als Freelancerin und einigen anderen Jobs war ich frustriert. Jedoch lernte ich seit meiner Kindheit, niemals aufzugeben. Meinen ersten Ingenieurjob ergatterte ich in einer deutschen Firma für Logistik-Automation in Mexiko. Ich habe viel gelernt, vor allem wie man technologische Lösungen entwickelt und gleichzeitig den Kunden wirklich helfen kann. Nach einem Jahr im Job konnte ich sagen: Ja, ich liebe es, Ingenieurin zu sein!

Würden Sie heute wieder dasselbe ­Studium ergreifen?

Ja, ich habe vor einem Jahr noch ein Masterstudium in Data Science begonnen. Ich bin begeistert von den neuen Möglichkeiten, die die IT in vielen Bereichen bietet.

Was empfehlen Sie jungen Frauen?

  • Wähle einen Job, von dem du eine ­Familie ernähren kannst.
  • Lass dir helfen, z.B. durch Mentoring und/oder professionelle Ratschläge.
  • Wechsle deinen Job oder die Abteilung, wenn deine Vorgesetzten dein Wachstum nicht unterstützen.
  • Stelle dir die Frage: «Warum nicht?» Die Welt ist voller Überraschungen.
  • Sei selbstsicher und wage es, deine Ideen mitzuteilen.

Manon Lamarre Bauingenieurin

 

Was hat Sie als Mädchen interessiert?

Ich konnte mich schon immer mehr fürs Bauen oder Reparieren von Dingen begeistern als fürs Barbie-Spielen. Als Kind war ich am glücklichsten mit Werkzeugen in der Hand.

Warum haben Sie dieses ­Studium ­gewählt?

Nach zwei Diplomen (Betriebswirtschaft und Computer Management sowie MBA) und zwanzig Jahren Berufserfahrung war für mich das Bauingenieurwesen eine klare Wahl. Es ist sehr vielfältig. Egal, ob wir seitens des Herstellers, Planers, Ingenieurs, der ausführenden Firmen oder Bauherren im Hoch-, Verkehrs-, Tief- oder Wasserbau tätig sind, wir sind alle einig, dass die Möglichkeiten im Bauingenieurwesen fast unendlich sind.

Was sagen Sie Ihrer 18-jährigen ­Tochter?

  • Du kannst, musst aber nicht in meine Fussstapfen treten – du solltest deinen eigenen Weg finden.
  • Wenn du etwas nicht verstanden hast, egal was, dann frag so lange, bis du alles hundertprozentig verstehst.

Würden Sie heute wieder dasselbe ­Studium ergreifen?

Ich bin immer noch eine begeisterte Bauingenieurin und wünsche mir sehr viele neue Berufskolleginnen.

 

Autorin: Judith Niederberger, Lakritza Communications, im Auftrag von SWONET

Die beiden Interviews (hier gekürzt wiedergegeben) mit Ingenieurinnen von heute und die Gegenüberstellung mit historischen Frauen sind – neben vielen weiteren mehr – anlässlich des 25-Jahr-Jubiläums von SVIN und der Ausstellung «Ich bin Ingenieurin» entstanden. Mit den Ausstellungsplakaten macht SVIN einerseits ihre Mitglieder sichtbar und zeigt andererseits auf, wie vielfältig und spannend die Berufsmöglichkeiten als Ingenieurin sind. Zur Ausstellung gehört ein Set von 10 Postkarten, «Erfinderin/Forscherin vom letzten Jahrhundert versus Ingenieurin von Heute», welches für CHF 20 pro Set bei der SVIN Geschäftsstelle bezogen werden kann. www.svin.ch

Erfinderin/Forscherin vom letzten Jahrhundert

Emily Roebling (1914 – 2000) ... war wesentlich am Bau der Brooklyn Bridge beteiligt, die zum Zeitpunkt ihrer Fertigstellung die längste Hängebrücke der Welt war.

Ada Lovelace (1815 – 1854) ... veröffentlichte als Erste ein komplexes Programm, das wesentliche Aspekte späterer Programmiersprachen vorwegnahm.

Mary Anderson (1866 – 1953) ... war eine amerikanische Bauunternehmerin und Erfinderin. Sie entwickelte die erste funktionsfähige Scheibenwischanlage.