Wirtschaftsinformatikerinnen finden LösungenWirtschaftsinformatikerinnen mit Fachausweis leiten Projekte und bilden die Schnittstelle zwischen Fachbereich und Informatik. Sie verbinden Prozesse und ICT zu Informationssystemen. Im engen Kontakt mit den Mitarbeitenden, welche die Applikationen entwickeln, formulieren sie die Vorgaben für zweckmässige Software und begleiten die Einführung der Systeme.

Dabei analysieren Wirtschaftsinformatikerinnen zusammen mit Technologie-Spezialisten und Vertretern der Fachbereiche betriebswirtschaftliche Prozesse, loten das Potenzial zur Unterstützung durch Informations- und Kommunikationstechnologien (ICT) aus und definieren die entsprechenden Vorgaben für die Entwicklung oder die Evaluation von Systemen. Bei Evaluationsprojekten sind Wirtschaftsinformatikerinnen für die Identifikation möglicher Anbieter bis zur Einführung der Systeme und der Schulung der Benutzer zuständig. Sie treffen in diesen Projekten die notwendigen Vorkehrungen, um die involvierten Mitarbeitenden auf die anstehenden Veränderungen vorzubereiten und die Bereitschaft für die Veränderungen zu entwickeln.

In Ihrer Rolle als Projektleiterin zeichnen Wirtschaftsinformatikerinnen dem Auftraggeber gegenüber verantwortlich für die Entwicklung oder die Evaluation der Systeme von der Bedürfnisaufnahme bis zur erfolgreichen Implementierung. Sie sind in der Lage, ein kleineres Team zu führen, welches in einer Unternehmung für die Systeme eines Geschäfts- oder Anwendungsbereichs zuständig ist. In dieser Funktion verwalten sie die Anforderungen an die Unterstützung durch Informations- und Kommunikationstechnologien.

Mehr als die Hälfte der Personen, welche auf den verschiedenen Ausbildungsstufen eine Weiterbildung in Richtung Wirtschaftsinformatik in Angriff nehmen, bringen eine Grundausbildung ausserhalb der ICT mit. Die überwiegende Mehrheit dabei sind Kaufleute.

Ein besonders geeignetes Ausbildungsformat für gewillte Umsteiger mit Berufsabschluss EFZ und einigen Jahren Berufserfahrung ist die Ausbildung zur Wirtschaftsinformatikerin mit eidg. Fachausweis. Mehr Informationen finden sich auf www.ict-berufsbildung.ch oder den Websites zahlreicher anbietender Schulungsinstitute in der ganzen Schweiz.


 

«In der Wirtschaftsinformatik ist kein Tag wie der andere»

Tanja Grossrieder

Tanja Grossrieder: «In der Wirtschaftsinformatik geht es darum, etwas Neues zu erschaffen oder bereits bestehende Prozesse zu optimieren.»

Reto De Martin, Leiter der VIW-Geschäftsstelle, im Interview mit Tanja Grossrieder, Studentin als Wirtschaftsinformatikerin mit FA an der Berufsakademie KV Luzern.

Reto De Martin: Tanja, erzähl uns doch bitte kurz etwas über dich.

Tanja Grossrieder: Ich bin 29 Jahre alt und lebe in Luzern. Seit mehreren Jahren bin ich Mitglied in einer Volleyballmannschaft in Root und bei der Musikgesellschaft Perlen-Buchrain. Ich liebe es, neue Menschen und Kulturen kennen zu lernen. Deshalb verreise ich so oft es geht. 2007 habe ich das KV bei der Luzerner Kantonalbank abgeschlossen. Heute arbeite ich bei der CONCORDIA Versicherung in Luzern als Business Analyst.

Weshalb hast du dich entschieden, eine Ausbildung als Wirtschaftsinformatikerin zu absolvieren? Was gefällt dir besonders an diesem Beruf?

Nach meiner Berufslehre sowie einem Auslandaufenthalt in Australien habe ich bei der Trafigura Pte in Luzern gearbeitet. Ich habe schon immer versucht, Prozesse in meinem Arbeitsalltag zu optimieren oder zu automatisieren. Durch Gespräche mit meinem Freund, der Informatiker ist, habe ich Interesse gewonnen und mich intern in der Informatik beworben. Dort wurde ich als Business Analyst angestellt. Mein damaliger Chef hat mich sehr gefordert, und ich konnte enorm von ihm profitieren. Ich bin wahnsinnig froh, diesen Schritt gewagt zu haben. In der Wirtschaftsinformatik ist kein Tag wie der andere. Man arbeitet mit einem Team auf etwas hin und am Schluss sieht man das Endprodukt, mit welchem die Angestellten arbeiten. Dies ist sehr zufriedenstellend.

Weshalb ist gerade für Frauen der Beruf als Wirtschaftsinformatikerin besonders attraktiv?

Viele Leute sind falsch informiert über die Tätigkeiten in der Wirtschaftsinformatik. Wenn ich jemandem erzähle, dass ich den FA in Wirtschaftsinformatik mache, werde ich meist ungläubig angestarrt. Viele denken, man programmiere irgendwelche Software oder beantwortet Anfragen, wie man den Drucker wieder zum Laufen bringt. Manche denken, ich müsse ein Mathe-Genie sein, um eine solche Ausbildung absolvieren zu können. Die Personen die mich kennen wissen jedoch, nett gesagt, dass meine Stärken woanders liegen. In der Wirtschaftsinformatik geht es darum, etwas Neues zu erschaffen oder bereits bestehende Prozesse zu optimieren. Aus diesem Grund verstehe ich auch nicht, wieso es einen solchen Frauenmangel in der Wirtschaftsinformatik gibt. Man muss nach Lösungen suchen und dies erfordert Kreativität.

Wie kannst du das Gelernte mit der Berufspraxis verbinden?

In meinem Beruf als Business Analyst steht mir bei kleineren Aufträgen kein Projektleiter zur Verfügung. In der Ausbildung lernt man unter anderem, wie man mit den Stakeholdern umgeht, wie man Prozesse aufzeichnet und die verschiedenen Möglichkeiten, Anforderungen zu erheben. Der Unterricht ist sehr praxisbezogen und gibt mir daher die Möglichkeit, das Gelernte direkt anzuwenden.

Herzlichen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg


Autor: Reto De Martin

Reto De MartinReto De Martin, executive MBA und Wirtschaftsinformatiker, Geschäftsleiter und Bildungsverantwortlicher des VIW Verband der Wirtschaftsinformatik, ist als Senior Berater / Projektleiter bei der CSP AG, St. Gallen und Bern, tätig und hat jahrelange Führungs- und Projekterfahrung, unter anderem als CIO einer Klinik. Als Berater ist er spezialisiert, in verschiedenen Häusern den Bereich ICT strategisch und operativ zu gestaltet und aufzubauen.
www.viw.ch