Digitalisierung in der KMU-Realität

09.04.2020
6 Min.
Spricht man von Digitalisierung, denkt man zuerst oft an die Zukunft. Doch die Digitalisierung ist bereits heute Realität. Die damit verbundenen Veränderungen sind für den Erfolg oder Nichterfolg eines KMU entscheidend. Für Unternehmer ist es wichtig, die Bedeutung des Wandels zu verstehen und den digitalen Handlungsbedarf zu erkennen.
 
Jeder Geschäftsprozess hat eine Geschichte. Mag der eine Prozess aufgrund eines unerwarteten Erfolges chaotisch entstanden sein, wurde der andere Prozess kühl geplant. Aber beide Prozesse gewannen über die Zeit an Qualität, sei es in Bezug auf Fehlerhaftigkeit, Performance oder Ressourcenbedarf. Die Maturität eines Geschäftsprozesses muss erarbeitet werden, oft über manche Iteration. So gebührt einem jeden praktizierten Geschäftsprozess Respekt. Es ist naheliegend, dass man funktionierende Prozesse nicht gerne anpasst oder sogar vollständig neu aufsetzt. Digitalisierung bedeutet aber genau das:
 
(Bild: dynasoft AG)
 
Ohne Anspruch auf Vollständigkeit gehören Automatisierung, Industrie 4.0 und Internet-of-Things zu den Hauptthemen der Digitalisierung.
 
 

Höhere Effizienz und Qualität dank Automatisierung

Die Automatisierung hat bereits in früheren technologischen Umwälzungen ihre Vorteile unter Beweis gestellt. Automatisierung reduziert die Anzahl Prozessunterbrüche und führt in aller Regel zu höherer Performance und geringerer Fehlerquote. Automatisierung dank Digitalisierung ist in jedem KMU möglich und wird auch fortlaufend umgesetzt. Ein klassisches Beispiel sind Freigabe- und Prüfprozesse, welche vom manuellen Task zum regelbasierten, programmgesteuerten und somit automatischen Task hin digitalisiert werden können. KMUs, welche digitalisieren wollen, sind gut beraten, Prozessunterbrüche zu finden und das Kosten-/Nutzen-Verhältnis einer Automatisierung durch Digitalisierung zu erheben. KI wird gerade in diesem Bereich eine neue Dynamik bzw. Welle der Digitalisierung bringen. Aber auch ohne KI lässt sich in diesem Bereich mit überschaubarem Aufwand viel Nutzen stiften: Wo verlieren wir Zeit? Wo wenden wir immer dieselben Regeln an? Automatisierung sollte eine ständige Aufgabe unter Berücksichtigung der sich ständig verbessernden digitalen Werkzeuge sein.
 
 

Industrie 4.0

Ein wichtiger Aspekt von Industrie 4.0 sind firmenübergreifende Geschäftsprozesse. Zwei Paradebeispiele dafür sind EDI-Prozesse in jedweder Ausprägung oder Punchout-Prozesse, z. B. im Zusammenhang mit dem Einkaufswesen. Oberflächlich betrachtet, erscheinen diese Prozesse – wie etwa «Sende einen Auftrag elektronisch» oder «Nutze für den Einkauf den elektronischen Katalog des Lieferanten» – als wenig anspruchsvoll. Umso komplexer ist die Umsetzung im konkreten Fall: Ein Auftrag per Telefon wird per «human-interface» transkribiert. Er kann ungenau formuliert werden und wird während der Erfassung validiert, korrigiert und normalisiert. Was der Innendienst still an seinem Arbeitsplatz leistet, benötigt zur Digitalisierung eine Unzahl von Codezeilen in einem ERP und eine Vielzahl von Regeln, Abmachungen, Datenreplikationen, Sicherheitsmechanismen und Infrastrukturelementen. Das Einrichten solcher Prozesse ist eine Leistung mehrerer Firmen, da nicht selten auch noch zwischengeschaltete Stellen involviert sind. Hier sind Spezialisten gefragt, welche neben dem technischen Verständnis auch die koordinativen Fähigkeiten mitbringen können. 
 
(Bild: dynasoft AG)
 
Die Umetzung firmenübergreifend digitaler Prozesse ist für KMU eine Herkulesaufgabe, nicht zuletzt auch im monetären Bereich. Die Kosten-/Nutzen-Betrachtung bedarf in diesem Bereich aber der Weitsicht. Oft scheint sich der einzelne Geschäftsprozess auf den ersten Blick nicht zu rechnen. Die Tatsache aber, dass man Industrie 4.0-Themen beherrscht und Interoperabilität entlang der Wertschöpfungskette für das Unternehmen kein Fremdwort ist, kann zukunftssichernd sein.
 
 

Mehrwert schaffen im Internet of Things 

Eine besondere Spielart der Digitalisierung zeigt uns das Internet of Things. Konkrete Beispiele findet man zunehmend in Zusammenhang mit Verbrauchsmaterial. Wer bestellt in grösseren Firmen Druckertoner heute noch manuell? Kaum jemand, denn die Geräte (Things) sind vernetzt und melden den Bedarf automatisch an den Lieferanten. Der Nachschub wird just-in-time geliefert, genau dann, wenn dieser benötigt wird. Egal, ob es sich dabei um Toner, Waschmittel oder Kaffeekapseln handelt, die Möglichkeiten sind schier unbegrenzt. In diesem Bereich der Digitalisierung gibt es sie tatsächlich noch, die vielbesungene grüne Wiese inklusive Goldgräberstimmung.
 
(Bild: dynasoft AG)
 
Was bedeutet das für ein KMU? Auch hier gibt es zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten. So können zum Beispiel C-Artikel automatisiert und digital bestellt werden. Aber eigentlich geht es gar nicht nur darum. Für KMU ist die umgekehrte Betrachtung noch viel wichtiger: Lassen sich beispielsweise bei den eigenen Kunden solche «Things» platzieren? Etwas, was den Kunden eine Routinearbeit abnimmt. Nehmen wir z. B. eine Tankfüllung, ob nun Heizöl oder Spülglanz, spielt keine Rolle. Hier ist Innovation gefragt. Denn hier können KMU auf den Schnellzug in die Zukunft aufspringen, indem sie dank der Digitalisierung ihren Kunden einen Mehrwert bieten und gleichzeitig die Kundenbindung festigen.
 
 

Fazit: Willkommen in der realen, digitalen Arbeitswelt

Digitalisierung ist Realität. Selbstverständlich auch im KMU-Bereich. Und sie ist eine Herausforderung, da sie meist nur im Zusammenspiel von mehreren Firmen oder Partnern gelingt. Ein gutes Netzwerk war schon immer wichtig, gute Beziehungen zum Technologiepartner in diesem Fall ganz besonders. Informieren kann man sich heute, auch wiederum dank der Digitalisierung, ganz hervorragend. Das muss jedes KMU tun: Sich informieren, sich mit den passenden Spezialisten zusammensetzen und mit offenem Geist Stück für Stück digitaler werden.
 
 
Dieser Beitrag wurde ermöglicht durch die dynasoft AG.
 

Der Autor

Simon Lüdi ist CEO der dynasoft AG
 
 
dynasoft AG | CH-4500 Solothurn | www.dynasoft.ch
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