Individuallösung oder Standardsoftware? Antworten von Philipp Kronenberg

05.08.2022
4 Min.
Nicht wenige Anwender schwören auf Standardsoftware. Ganz nach dem Motto: Wir halten uns möglichst an etablierte Prozesse und vermeiden teure Anpassungen oder Schnittstellen. Andere wiederum investieren in eine massgeschneiderte Individuallösung und nutzen diese, um einzigartige Geschäftsmodelle zu realisieren. Wann sollte man sich für welchen Weg entscheiden? Wie sieht eine Kombination aus, bei der eine Standardsoftware individuell erweitert wird? Ab welchem Zeitpunkt rechnet sich eine Individuallösung? Wir haben Experten befragt, welche sich mit dem Thema bestens auskennen. Wenn auch aus unterschiedlichen Perspektiven.
 
 
 
Philipp Kronenberg, CEO bbv Software Services AG, beantwortet die Fragen von Christian Bühlmann, Chefredaktor topsoft Fachmagazin.
 
 
topsoft Fachmagazin: Wann entscheidet sich ein Unternehmen aus Ihrer Sicht für eine Individualsoftware, wann für eine Standardlösung? 
 
Philipp Kronenberg: Unternehmen entscheiden sich für individuell entwickelte Software, wenn es keine geeignete Standardsoftware gibt, die Kosten vorteilhafter sind oder eine Abhängigkeit vom Standardsoftware-Hersteller nicht erwünscht ist. Immer wichtiger wird, dass durch Software in der Digitalisierung Mehrwert geschaffen wird und Innovation erlaubt, was zu Individualentwicklung führt, wo zudem die User Experience im Zentrum steht.
 
 
Geht der Trend eher in Richtung individuell entwickelter Anwendungen oder geben standardisierte Produkte den Ton an?
 
Das lässt sich so nicht beantworten, da die Anforderungen stark vom Business Case abhängen. Standardlösungen werden jeweils für die Anforderungen vieler Unternehmen entwickelt. Das macht bei standardisierten Prozessen Sinn – ich denke an eine Buchhaltung. An der Schnittstelle zu den Endkunden wird jedoch oft Individualität gefordert: Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Standardlösungen oft mit Individuallösungen ergänzt und so den jeweiligen Nutzerbedürfnissen angepasst werden.
 
 
Wie sind Ihrer Erfahrungen betreffend Kombination von Standardlösungen und Individualsoftware? Wo liegen die kritischen Punkte?
 
Gerade im Bereich Frontend, User Interface und UX sind individuelle Anpassungen oftmals gewünscht, da sich die jeweiligen Bedürfnisse teilweise von definierten Standards unterschieden. Zudem greifen auch Individuallösungen auf bestehende Bibliotheken und Elemente zurück. Viele Produkte sind heute mit Softwarekomponenten ausgestattet, die individuell entwickelt werden müssen, wie z. B. die Steuerungen von Aufzügen, Applikationen auf unserem Telefon, Software in der Waschmaschine usw.
 
 
Anders als Standardsoftware wird eine individuelle Lösung entwickelt. Wie gross ist der damit verbundene Mehraufwand und wie rechnet sich das?
 
Wie die Standardlösung hat eine Individuallösung einen Preis basierend auf der Komplexität der Fragestellung und dem darunterliegenden Geschäftsfall. Daher ist die Entscheidung situativ und geschäftsgetrieben. In vielen Bereichen, in denen es Standardlösungen gibt, wird auf eine solche gesetzt. Sofern nötig, werden diese noch individuell angepasst oder erweitert. Da ein Standard erst ein Standard werden muss, wird in innovationsgetriebenen Umfeldern eher auf Individualsoftware gesetzt.
 
 
 
 

Der Autor

 

Christian Bühlmann ist Chefredaktor des topsoft Fachmagazins. Er ist Spezialist für Content Produktion und Marketingstrategien und seit über 30 Jahren in verschiedenen Funktionen im IT-Business tätig.
 
 

Dieser Beitrag erschien im topsoft Fachmagazin 22-2

 

 

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